Die Arbeit mit Bindungstraumata
Bevor ich mehr über die Hintergründe der Bindungsarbeit erkläre, möchte ich transparent sein: mein Wissen von und Erfahrung mit der Bindungsarbeit lasse ich in meine körperorientierten Sitzungen einfließen. Dies ersetzt nicht einer Psychotherapie. Meine Arbeit lässt sich aber durchaus gut mit einer psychotherapeutischen Behandlung kombinieren.
Was ist Bindungsarbeit, SATe?
SATe - Somatic Attachment Training experience - ist ein zertifizierter, körperorientierter Ansatz zur therapeutischen Arb eit mit Bindungstraumata.
Wie entstehen Bindungsverletzungen?
In den ersten 4 bis 5 Lebensjahren entwickeln Kinder im Zusammensein mit ihren Eltern und/oder anderen nahen Bezugspersonen ein Bindungsmuster. Das Bindungsmuster ist angepasst an dem Bindungsangebot, das sie erhalten haben. Zum Überleben braucht ein kleiner Mensch Verbindung zu seinem Umfeld. Er wird zur Not seine eigenen Bedürfnisse weit zurückstellen, um Bindung mit seinem nahen Umfeld zu erhalten.
Ein liebevolles und achtsames Umfeld, das auf die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit und Empathie eingeht, schafft in dem Kind die Basis für (Ur-)Vertrauen. Dieses Kind wächst mit Lebensfreude, Verbundenheit und voller Neugierde auf.
Wenn aber die nahen Bezugspersonen überfordert mit der Geburt und Erziehung ihres Kindes und nicht in der Lage waren dem jungen Kind all dies zu geben, konnte sich ein Gefühl von Sicherheit oder Geborgenheit nicht oder kaum einstellen. Vielleicht musste ein solches Kind schon früh lernen, mit emotionaler Kälte und Abweisung, mit verwirrenden Nähe- und Distanz-Botschaften, oder mit Demütigungen und unberechenbaren Wutausbrüchen zurecht zu kommen. Solche Erlebnisse mit den wichtigen Bindungspersonen können vielfältige seelische Verletzungen hinterlassen.
Wo zeigen sich im erwachsenen Alter Bindungsverletzungen?
Das Bindungsmuster, das wir als Strategie in dem herausfordernden Umfeld entwickelt haben, begleitet uns oft noch Jahrzehnt und taucht vor allem in den Beziehungen mit Menschen auf, die uns sehr nahestehen – wie in Partnerschaften und in Beziehung zu unseren Kindern. Das Bindungsangebot, das wir unseren Kindern machen können, ist abhängig davon, in welchem Maß wir (gesunde) Bindung haben erfahren dürfen und davon wieviel von unseren Verletzungen bereits geheilt sind. Die Chance ist groß, dass wir im gewissen Maß unsere Bindungsverletzungen weitergeben.
Bindungsmuster sind veränderbar!
Bindungsmuster, die für uns ungesund sind, sind zwar hartnäckig, dennoch weder starr noch unveränderbar: mit den Ressourcen, die dir im Hier und Jetzt zur Verfügung stehen und durch das Erfahren von neuer, expliziter, gesunder Bindung und achtsame Unterstützung, kann dein Nervensystem neue Verschaltungen verbuchen. So kannst du gesunde Möglichkeiten entwickeln um auf dein Umfeld zu reagieren. Du kannst dich mehr und mehr in dir sicher und wohl fühlen, in Beziehung mit anderen gehen während du gut in Verbindung mit dir selbst bleibst und Nähe erleben ohne deine gesunden Grenzen zu verlieren.
Trauma-Therapie
Eine überwältigende Lebenserfahrung kann ein Trauma nach sich ziehen. Trauma bedeutet nicht, dass es objektiv gesehen ein heftiges Ereignis gab: Auch bei alltäglichen Situationen, in denen jemand sich stark überfördert fühlt, können Traumata entstehen. Es kommt auf das subjektive Empfinden von einem (manchmal jungen) Menschen an, der mit den Anforderungen seiner Umgebung mithilfe von seinen (noch beschränkten) Möglichkeiten nicht ausreichend auskommt. Infolgedessen zieht sich das Gewebe an einer oder mehreren Körperstellen zusammen, als intelligente Strategie um sich selbst mehr Halt geben zu können. Es ist eine Kontraktion von Gewebe, die über die Jahre zu Schmerzen und Engegefühl führen kann. Manchmal geht sie mit einem erhöhten Erregungszustand einher: das Nervensystem macht Überstunden und der Mensch fühlt sich dauernd angespannt. Auch andere körperliche Beschwerden können hier ihren Ursprung haben. Die Körperarbeit ist für viele Menschen ein passendes Einfallstor um körperliche und emotionale Beschwerden, die möglicherweise einen traumatischen Ursprung haben, anzugehen.